Was hilft bei Stress? Praktische Übungen TEIL 3

Stress ist eine Antwort aus unserem Inneren, eine körperliche Reaktion auf ein herausforderndes Ereignis. Stressoren und Trigger-Erlebnisse sind im Leben unvermeidlich. Wenn also das „Problem“ die körperlichen Reaktionen (der Körper ist immer stärker als der Kopf) sind, muss ein Teil der Integrationsarbeit auf der Ebene des Körpers stattfinden.

 

Das Ziel von Körpergewahrsein ist es, die eigene Kapazität (Toleranz) für „Stress“ zu erhöhen. Es geht darum verkörpert zu bleiben und nicht bei Stress in die 4 F´s (Fight, Flight, Fawn, Freeze) zu gehen also aus dem Körper zu dissoziieren.

 

Übung „Sicherheit in sich finden“: Nehmen Sie sich kurz Zeit. Atmen Sie langsam ein und versuchen Sie beim Ausatmen bis zum Tiefpunkt des Atems im Körper zu kommen. Halten Sie hier den Atem kurz an. Bemerken Sie, wie der Atem beim weiteratmen einströmt und ausströmt. Wiederholen Sie das ein paar mal. Versuchen Sie sich vorzustellen, wie es ist, wenn Sie sich wohl und sicher fühlen. Lassen Sie diese Gedanken von Sicherheit und Wohlbefinden in den Körper sinken. Bemerken Sie eine Veränderung, vielleicht ein tiefes Einatmen und eine unwillkürliche Entspannung im Brustbereich? Können Sie zulassen, dass sich dieses Gefühl von Entspannung und Loslassen in den Bauchraum ausbreitet? Vielleicht sinkt es sogar noch weiter in den Körper ein, bis zu den Füßen? Wo im Körper können Sie dieses Gefühl von Sicherheit am meisten bemerken? Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit zu dem Ort. Wie fühlt sich Sicherheit in diesem Körperteil an? Verbinden Sie sich mit diesen Gefühlen von Sicherheit. Stellen Sie sich jede Stunde einen Reminder, um in diesen Ort zu „tunen“. Üben Sie diese Technik oft, damit ein neuer neuronaler Pfad angelegt werden kann – der Sicherheitspfad.

 

Diese Übung ist ein Beispiel für eine Technik, um dem Körper erfahrbar zu machen, dass Sicherheit im Hier und Jetzt erlebt werden kann, unabhängig von der aktuellen Situation. Sich besser mit den eigenen Körper Phänomenen bekannt zu machen bedeutet u.a. Techniken wie die oben genannte zu erlernen.

 

Übung:

Im Körper bleiben und mit dem Stress in Kontakt gehen:

 

  1. Lokalisieren Sie eine Stelle in Ihrem Körper, die sich gestresst anfühlt. Diese Stelle macht sich durch Empfindungen von Enge, Druck, Spannung oder Unbehagen bemerkbar.
  2. Legen oder setzen Sie sich so auf den Boden oder ein Bett, so dass Ihr Körper gehalten wird und Ihr Kopf an einer Kopfstütze oder Wand ruht.
  3. Nehmen Sie wahr, dass Sie gehalten werden. Legen Sie Ihre Hand auf die Stelle, die angespannt ist, und nehmen Sie die Unterstützung wahr, die Sie haben, wenn Sie liegen oder sitzen und Ihr Kopf gestützt wird.
  4. Beobachten Sie, was mit dieser Stelle geschieht. Weitet sie sich aus? Verflüchtigt sie sich? Gibt es dazu ein Gefühl oder Erinnerung?

Es gibt kein RICHTIG oder FALSCH bei dieser Übung. Es geht darum, mit sich in Kontakt zu treten und zu beobachten was geschieht.

 

Durch ein absichtsloses, wohlwollendes Wahrnehmen der angespannten Stellen im Körper, verwandelt sich etwas. Ein gestresster Ort im Körper erfährt Zuwendung und Unterstützung. Alleine dadurch tritt eine Veränderung ein.

 

Wenn Sie lernen, Ihren Körper wahrzunehmen, ihm zuzuhören und ihn zu unterstützen, kann der Körper lernen Erfahrungen, Erinnerungen und Zukunftsängste zu transformieren und zu verarbeiten. Durch das „mit sich sein“, wird Stück für Stück innere Kapazität aufgebaut, um sich den stressigen Gefühlen auszusetzen und diese zu verarbeiten.

 

Da es anfangs meist ungewohnt und auch schwierig ist, diese inneren Zustände zu begleiten, ist es einfacher dies mit einem Coach, Berater oder Therapeuten zusammen zu machen, der diese Techniken beherrscht. Es entsteht über die Zeit ein besserer Zugang zu eigenen körperlichen Empfindungen und eine Verbesserung der Fähigkeit diese selbst zu regulieren.

 

Die Wiedergewinnung der Fähigkeit zur Selbst-Regulierung (Agency) und damit der Fähigkeit, die Beziehung zu sich selbst wiederherzustellen, ist das oberste Ziel. Das Nervensystem soll die Fähigkeit wiedergewinnen aktiviert zu werden und sich danach wieder zu entspannen.

 

Wie sich Sicherheit im Körper anfühlt ist ein elementares Sich-Selbst erleben. Kognitiv ist das nicht erfahrbar.

 

Es bedeutet sich selbst gut kennenzulernen und aus der Identifikation mit den Symptomen sukzessive herauszutreten. Es gilt eine innere Haltung zu entwickeln, den Stress in sich wahrzunehmen, ohne davon überwältigt zu werden. Das ist ein Prozess und erfordert persönlichen Einsatz und Durchhaltevermögen.

 

Die sichere Beziehung mit sich selbst heißt, sich dem Leben und den unausweichlichen Veränderungen und Krisen besser gewachsen zu fühlen. Es macht einen Unterschied, ob ein Lebensereignis auf ein gestresstes Nervensystem trifft oder auf ein schwingungsfähiges.

 

 

Diese Methoden sind als Selbsthilfe-Methoden gedacht und ersetzen keine Psychotherapie.

  

Sind die Übungen hilfreich? Ich freue mich über Ihr Feedback,

 

herzlichst

 

 

Cosima Lindemann-Stübbe 

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