Was hilft bei Stress? Emotionsregulierung & Körpergewahrsein TEIL 2

Wie in Teil 1 gesagt, springt die körperliche Reaktion auf ein stressiges Ereignis in jedem Fall an, da es ein angeborener Schutzmechanismus ist. Der Körper reagiert immer schneller als der rationale Verstand, denn bei überlebenswichtigem werden alle Kräfte in uns sofort mobilisiert (Blutdruck, Herzschlag, Adrenalin) für schnelles Handeln.

 

Was passiert jetzt mit einem System, dass die hohe Aktivierungsenergie nicht verarbeiten kann, also im Stress bleibt und sich nicht selbst-regulieren kann? Die hohe Aktivierung bewirkt eine Dysregulation, die weitere Angst und Erregung auslöst. Alle Energie ist auf schnelles Handeln ausgerichtet. Ein besonnenes Durchdenken einer Situation ist nicht mehr möglich. Der Verstand fällt quasi aus. Diese mittlerweile gut erforschten Zusammenhänge, von hoher Aktivierung, impulsiven Handelns, Ausfall kognitiver Steuerung und dem Unvermögen sich zu regulieren (Bessel Van Der Kolk u.a.) lassen Rückschlüsse auf verschiedene Krankheitsbilder zu.

 

Das Fatale ist, dass es für die Aktivierung der Überlebens Energie egal ist, ob das Ereignis tatsächlich gerade stattfindet, ob es bereits in der Vergangenheit liegt oder als eine zukünftige Bedrohung erlebt wird. Für die Aktivierung des Nervensystems reicht der Gedanke daran (Dr. Joe Dispenza). Der Gedanke an eine vergangene erlittene Situation bewirkt die gleiche Reaktion des Körpers als würde das Ereignis gerade stattfinden. Der Körper aktiviert durch den Gedanken all seine Überlebens Energien in der Form der vier F´s (Fight, Flight, Fawn, Freeze) und bleibt darin energetisch stecken, wenn die Fähigkeit zur Selbst-Regulation nicht erlernt oder erworben wurde. Daher findet diese Aktivierung mit entsprechenden Handlungsmustern bei bestimmten „Trigger-Momenten“ immer wieder in der gleichen Form statt, bzw. führt zu einer chronischen Übererregtheit des Systems. Diese Übererregung kann man wie einen Art Dauer-Alarm-Zustand beschreiben (Russel Kennedy). Etwas in einem ist ständig wachsam und in erhöhter Bereitschaft, um sich schnell verteidigen zu können. Es entsteht ein chronischer Stresszustand.

 

Ein ständig aktivierter Organismus ist überlastet. Er ist sprichwörtlich überarbeitet. Zu viele Ressourcen werden für die Stressbewältigung verbraucht. Für vieles andere steht einfach keine Energie zur Verfügung. Ein System, dass ständig Stresshormone ausschüttet, um mit realen oder vorgestellten Gefahren fertigzuwerden, hat ein höheres Risiko für Erkrankungen und psychische Probleme. Mittlerweile ist erforscht, dass für Autoimmunerkrankungen die erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen ein mit bedingender Faktor ist und generell das Immunsystem durch eine hohe Zahl an Stresshormonen im Organismus tendenziell unterdrückt wird.

 

Was bedeutet jetzt „Störung der Selbstregulation“? Ein Mensch, der sich nicht regulieren kann (nicht schwingungsfähig ist) handelt oft für sich und andere unberechenbar und möglicherweise außerhalb einer tolerierbaren Norm (Window of Tolerance). Das WOT besagt, dass jedes menschliche System eine subjektiv tolerierbare Aktivierung (Stress) verarbeiten, bzw. verkraften kann. Außerhalb dieser Grenzen beginnt eine Übererregung (Hyperarousal: Kampf & Flucht mit Gefühlen wie Wut, Angst, Panik) oder Untererregung (Hypoarousal: Ohnmacht, Depression, Hilflosigkeit und Erschöpfung). Beide Zustände fühlen sich im höchsten Maße beunruhigend und bedrohlich an und lösen weiteren inneren Stress aus, wenn keine Beruhigung stattfinden kann.

 

Wie kann sich jetzt ein gestresster Mensch wieder regulieren (beruhigen)? Das klingt wie ein Paradox und kann oft alleine gar nicht geleistet werden. Eine erste Hilfe können andere Menschen sein, die co-regulierend wirken können. Ist man gestresst, hilft es von einem anderen beruhigt zu werden. Wird also der Aktivierungsenergie mit innerer Ruhe & Sicherheit begegnet, kann sie abebben. Kurz gesagt, Selbst-Regulation ist die Wiederherstellung eines Gefühls von innerer Sicherheit und Verbundenheit. Die Rückkehr zu innerer Balance (dadurch entsteht wieder mehr Selbst-Kontakt – man fühlt sich wieder) ermöglicht es dem Körper sich zu entspannen.

 

Im Coaching kann eine Stress-Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis folgendermaßen bearbeitet werden:

 

  • Identifikation der Trigger: Was sind die Auslöser für die Stress-Reaktion? Dazu gehören z.B. Situationen, bestimmte Menschen, Handlungsweisen anderer, Lebensumstände, etc.
  • Wie äußert sich die Stress-Reaktion? Welche Körperreaktionen zeigen sich?
  1.  Bearbeitung: Tracking der anspringenden Reaktionen,
  2. Atemtechniken,
  3. Übungen, um im Körper Sicherheit zu fühlen.
  • Welche Gedanken laufen parallel zu den Körperreaktionen in mir ab? Sind die Gedanken ein Beitrag zur inneren Beruhigung (Ressourcen) oder Beiträge den Körper noch weiter in eine Erregung zu bringen
  1. Bearbeitung: SELF-INQUIRY,
  2. Nachverfolgung von Perspektiven & Glaubenssätzen,
  3. Identifikation von kritischen inneren Stimmen & Reframing
  • Welche Handlungsweisen sind bzw. welches Verhalten ist leitend bei der Stressreaktion?
  1. Wie verhalte ich mich typischerweise, bei Stress?
  •  Was wäre ein „Gewünschtes“ stattdessen?
  1. Skizzieren von alternativem Verhalten,
  2. Probehandeln und einüben.

 

 

                        Stress Teil 3 – weiterlesen: Finding the Safety

 

 

 

Diese Techniken sind Hilfe zur Selbsthilfe-Methoden und ersetzen keine Psychotherapie.

 

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Herzlichst Cosima Lindemann-Stübbe 

 

 

 

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